Geographiestudentin Mira Herzberger erhält in diesem Jahr das Stipendium der Akener Hortich-Stiftung in Anerkennung ihrer Praktikumsarbeit im Himalaya.

von Matthies Bartl

Aken/MZ – Man kann es schon als ungewöhnlich bezeichnen, wenn ein längst verstorbener Verwandter heute noch für – sagen wir mal – einen ansehnlichen warmen Geldregen sorgt. Doch genau das hat Mira Herzberger jüngst erlebt, als ihr das Stipendium der Akener Hortich-Stiftung für das Jahr 2018 übergeben wurde. Was unter anderem dadurch möglich wurde, dass die 23-Jährige vom Akener Bürger Johannes Müller abstammt – der von 15 Generationen im Jahr 1609 einer derjenigen war, die die nach dem Akener Pfarrer Kilian Hortich benannte Stiftung zugunsten von Studenten aus der Elbestadt aus der Taufe hoben. Vor wenigen Jahren konnte diese Stiftung, die den Ertrag von einigen Hektar Land verwaltet, wiederbelebt werden und zeichnet seitdem in regelmäßigen Abständen Nachfahren der vier Gründerfamilien mit Stipendien aus.

„Da der Himalay zu den Regionen zählt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, werden sich hier einige Probleme verschärfen.“

Mira Herzberger studiert Geographie an der Universität in Marburg und hat  das Stipendium natürlich nicht nur wegen der Verwandtschaft erhalten, sondern in Anerkennung ihres Studienprojekts, das sie von August bis Oktober 2016 nach Nepal führte, wo sie ein Praktikum bei der „Community of High Mountain Communities Kathmandu“ absolvierte. In Ortschaften hoch in den Himalaya-Tälern in direkter Nähe der Achttausender, wo sie den harten Alltag der Bevölkerung miterlebte. In Ortschaften, die mehrere Tages-Fußmärsche von der nächsten Stadt entfernt sind, wo es kein Fernsehen gibt, geschweige denn Mobilfunknetze. Dafür werden in diesem abgelegenen Landstrich Traditionen groß geschrieben, ist der Zusammenhalt der Familien beindruckend, ziehen zwar viele junge Menschen zur Ausbildung oder zum Arbeiten in die Städte, sehnen sich aber nch der Geborgenheit der Familie und den klaren und geordneten Alltagsabläufen im Heimatdorf zurück.
„Die ersten vier Wochen verbrachte ich im Langtang Valley. Hier fand eine Exkursion meines Fachbereichs mit dem Schwerpunkt Hochgebirgsforschung und Biogeographie statt. In den darauf folgenden sechs Wochen machte ich ein Praktikum bei Climate Alliance of Himalayan Communities in Kathmandu. Diese Nichtregierungsorganisation ist ein Zusammenschluss von Kommunen im Himalaya mit dem Ziel, den Menschen im Hochgebirge eine Stimme auf regionaler, nationaler und globaler Ebene zu geben.“ Gemeinsam mit einer Studentin aus Vancouver entwickelte die Hortich-Stipendiatin Ansätze für ein mögliches Entwicklungskonzept für das Dorf Mazfal im Himalaya. Hierbei beschäftigte sie sich u.a. mit den Bereichen Wasser- und Energieversorgung, Bildung und alternative Einkommensmöglichkeiten. Die folgenden drei Wochen verbrachte Mira Herzberger in Mazfal, um konkretere Vorstellungen zur Umsetzung des Konzepts zu erhalten. Durch Interviews erhielten die Studentinnen genaue Vorstellungen von Bedürfnissen und Problemen der Menschen in Mazfal.
„Durch dieses Praktikum konnte ich einen einmaligen Einblick in die Kultur und Lebensweise der Napalis erhalten. Da der Himalaya zu den Regionen zählt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, werden sich hier einige Probleme verschärfen. Wie erfolgt die Wasserversorgung wenn die Gletscher geschmolzen sind? Wie können dann genügend landwirtschaftliche Erträge erzielt werden? Welche Alternativen gibt es zum Überleben?“
2019 wird das Stipendium auf 1609 Euro erhöht. „Mit diesem Betrag würdigen wir das Gründungsjahr der Stiftung in 1609 und das 410-jährige Jubiläum“, sagt Akens Pfarrer Ulf Rödiger, der faktisch als Geschäftsführer der Stiftung fungiert. Die Leitung der Stiftung liegt in den Händen der „Vierherren“, die von den Gründerfamilien abstammen.

Bildunterschrift: Im kommenden Jahr begeht die Hortich-Stiftung in Aken ihr 410-jähriges Bestehen. Die Stiftung ist eine Gründung von vier Familien und unterstützt Studenten aus der Elbestadt bzw. aus den Gründerfamilien finanziell.
Bildunterschrift: Mira Herzberger ist die neue Stipendiatin der Hortch-Stiftung

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 28.07.2018

[Berichtigung: Es sind 36 statt nur 4 Gründerfamilien.]